
"Die Wurzel der Freude ist die Dankbarkeit". Br. David Steindl-Rast OSB
Woran denken wir, wenn wir zurückblicken? Was bewegt uns, wenn wir in die Zukunft schauen? Nonnen und Mönche in Ost und West pflegen täglich die Übung der Dankbarkeit, indem sie den Tag mit einem Danklied für die Wohltaten, die sie in ihrem Leben erhielten, beginnen. Oft verweilen wir mehr bei dem, was uns in unserem Leben falsch und mangelhaft erscheint, wo wir Seiten an uns erkennen, die wir nicht ertragen können, die auch wirklich manchmal nicht gut sind. Selbst wenn dieses Jahr für viele Menschen schwer gewesen ist, gibt es doch vieles, wofür wir Danke sagen können. Was sind die Segnungen in unserem Leben?
Im Osten ist man besonders dankbar als Mensch geboren worden zu sein. Als menschliche Wesen haben wir die Fähigkeit, bewusst die Wahrheit tief in uns und im ganzen Universum zu erfahren. Im Westen denkt man vorwiegend an die Menschen, die zu uns gehören und für die wir allen Grund haben zu danken: die Eltern und Großeltern, die Paten, die Partner, die Kinder, die Enkelkinder, Freunde und Freundinnen. Und wir sind dankbar, wenn wir gesund sind. Dankbarkeit können wir mit diesen uns vertrauten Menschen einüben. Sie zeigen uns auch wie viel Egoismus noch von beiden Seiten da ist und wie es immer wieder einer Reinigung bedarf. Dankbar dürfen wir auch denjenigen Menschen sein, die wir vielleicht nur aus Büchern kennen. Menschen, die uns inspirieren. Angefangen bei Laotse, Jesus, Franz von Assisi, Joshu, Nansen, …., den Dichtern und Künstlern. Unzählige Menschen haben uns unterstützt und tun es noch. Den vielen Menschen dürfen wir dankbar sein, die sich in vielfältiger Weise engagieren die Pandemie abzuwenden, den Klimawandel und andere zerstörerische Kräfte zu verhindern. Ich kenne Nonnen, die täglich darum beten, dass sie in ihrem Leben und auch in ihrem Leiden zum tiefst-möglichen Mitgefühl und zur Weisheit erwachen. Wenn wir auf unser Leben zurückblicken, können wir vielleicht erkennen, dass es gerade die schmerzhaften Geschenke waren, die wir empfangen haben, die uns am meisten geholfen haben, auf unserem Weg voranzukommen und die in uns Verständnis und Mitgefühl erweckten. Immer wieder während eines Tages Danke zu sagen, wird uns auch glücklicher machen. Meister Eckehart sagt: "Wäre mein Gebet `Danke`, es würde genügen". Ein dankbares Herz ist weit und freudig. Dankbare Menschen geben die Wohltaten, die sie erhielten weiter und möchten, dass auch andere glücklich sind. Wir wollen uns weiterhin darum bemühen Leiden zu verringern, all jenen unsere Hände zu reichen, denen es an Ressourcen fehlt. In dieser unsicheren Zeit ist es wichtig, dass wir das Vertrauen in die konstruktiven Bemühungen, die so viele unternehmen, nicht verlieren. Wir können mit einer Haltung der Dankbarkeit ins Neue Jahr schreiten. Die Dankbarkeit ist kraftvoller als das Klagen. Ich selbst habe allen Grund euch am Ende dieses Jahres zu danken. Für eure Übung im Sitzen und für all die anderen Arten der Übung. Für all die Formen eurer Zuwendungen danke ich euch von Herzen, Euer Christoph