
Im Nichtstun bleibt nichts ungetan.
Laotse
„Ich habe mich oft gefragt, ob nicht gerade die Tage, die wir gezwungen sind, müßig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen? Ob nicht unser Handeln selbst, wenn es später kommt, nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist, die in untätigen Tagen in uns geschieht? Jedenfalls ist es sehr wichtig, mit Vertrauen müßig zu sein, mit Hingabe, womöglich mit Freude.“ (Rainer Maria Rilke)
Viele von uns gehen in den kommenden Wochen auf Urlaub. Es ist eine Gelegenheit, aus vertrauten Räumen und Tagesabläufen hinauszugehen, aus den oftmals festgefahrenen Arbeitsabläufen und Gewohnheiten herauszutreten ins Offene. Manche ziehen in die Ferne, ans Meer, andere bleiben zuhause.
Nicht wenige von euch lassen sich wiederum mit mir auf die Stille der Berge im Lesachtal ein. In der Stille spüren wir wieder unmittelbar, dass uns das Leben geschenkt wird, dass alles Sein vor allem Tun kommt. Da muss ich nichts tun, da muss ich nichts erreichen, da muss ich nichts erkämpfen … Daher braucht es fürs Erste einmal nur die Bereitschaft, sich zu öffnen, Empfangender zu sein.
Von den Kindern können wir den Zauber des immer wieder neuen Anfangs, des neuen Empfangens lernen. Denn bei ihnen fallen oft Schauen und Staunen zusammen. Ihre staunende Offenheit brauchen wir Erwachsene, wenn wir auf die grünen Wiesen schauen, die Bergseen, die Berggipfel und die Pracht der Sterne auf uns wirken lassen und uns vom Gesang der Vögel wecken lassen.
Wir brauchen die Fähigkeit, „die Menschen und die Dinge vor einem großen Himmel zu sehen“, mit den staunenden Augen eines Kindes.
Die Kinder stehen für den Anfang, fürs immer wieder Neu-Anfangen. Die Kinder stehen für die Erinnerung an den Ursprung, die Ur-Sehnsucht, die Ur-Möglichkeit, aus der viele andere Möglichkeiten kommen. Die Kinder stehen für das Vertrauen in den Urgrund …
Es ist ein Geschenk, dass wir leben. Alles wird uns geschenkt, wirklich alles, Schatten und Licht. Aus diesem Geschenkt-Sein lassen wir uns rufen, wirken wir und bringen uns ein mit unserem Tun in die Welt, in der wir leben.
„Ich will still sein wie eine Muschel, die geduldig in sich den Tau sammelt, der vom Himmel fällt …“, schrieb Angelo Roncalli, der spätere Johannes XXXIII., in seinen jungen Jahren in sein Tagebuch.
Allem liegt ein Geschenktes zugrunde, da muss ich nichts tun, da muss ich nichts erreichen, da muss ich nichts erkämpfen …
Von Herzen wünsche ich euch allen, dass ihr im Sitzen und im Gehen, in der Ruhe und in der Bewegung den "Klang einer großen Bewegung" erleben könnt!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich für so vieles bedanken: für eure Mithilfe im Zendo und bei den Kursen, für eure großzügigen Spenden und vor allem für euer stetes Sitzen im Zendo, im virtuellen Zendo und bei diversen Sesshins.
Im Sommer gibt es geänderte Sitzzeiten im Zendo.
(https://www.zengruppe-wien.at/zen-meditation-yoga)
Für das Freundeskreistreffen am 11. November 2023 seid ihr herzlichst eingeladen!
(https://www.zengruppe-wien.at/event-details/freundeskreistreffen-zendo-rosinagasse-2)
Euch verbunden,
Christoph