
Ein beliebtes Adventslied lädt uns ein: “`Wachet auf´, ruft uns die Stimme”.
Auch am Ende eines langen Meditationstages wird uns am Abend nochmals zugerufen: “Seid wachsam!”
Aufwachen gehört zum Advent. Und so ist es nachvollziehbar, dass seit jeher die Menschen sich in aller Früh von ihren Höfen hinunter ins Tal in die Roratemesse auf den Weg machten. Das ist unbequem.
Viele von uns lieben das Bequeme. Auch in der Bibel steht: “den Seinen gibt der Herr Schlaf.”
Dem entgegen steht die Ansicht des Philosophen Gabriel Marcel: “Jede Schläfrigkeit ist irgendwie mit dem Tod verwandt.”
Natürlich stimmt beides. Der Mensch braucht die Erholung von Körper und Seele im Schlaf; er braucht aber ebenso die Wachsamkeit.
Wie sollen wir zur Wirklichkeit erwachen, zu unserem wahren Herzen, wenn wir nicht vom Schlaf aufstehen, wenn wir nicht die Illusionen ablegen, die wir uns vom Leben gemacht haben? Im einfachen wachen Dasein können wir die heilende und liebende Gegenwart erfahren, die uns immer und überall umfängt.
Wachsam sein kann als Grundhaltung eingeübt werden. Denn wer wachsam ist, erlebt jeden Moment bewusst, einmalig und voller Leben.
Diese stille Zeit lädt uns ein den zerstreuten und betäubenden Geist zur Ruhe kommen zu lassen und ganz bewusst in der Haltung der Konzentration und Wachsamkeit da zu sein.
Die Klarheit des Herzens kommt zum Leuchten.
Die Wachsamkeit als Grundhaltung lehrt uns einerseits wer wir in unserer Tiefe sind. Andererseits brauchen wir auch die große Wachsamkeit gegen die Übel der Welt. Zum Beispiel Planet Erde: “Es genügt ein einziger Verrückter, ein Politiker, der des Friedens überdrüssig ist, oder ein Irrer, um großen Schaden anzurichten”. (Nigel Calder)
Die Weisung “Seid wachsam” bezieht sich sowohl auf die spirituelle Dimension unseres Daseins als auch auf die konkrete Welt, in der wir leben.
Seid wachsam! Die Weisung ist aktueller denn je.
In diesem Sinne eine gute und wache Zeit,
Euer Christoph