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Lob des Gehens



Wohin gehen wir?

Immer nach Hause.

Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.

In uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten.

Novalis

 

In diesen Tagen bin ich wieder mit vielen von euch im Schweigen in den Lesachtaler Bergen und Wäldern des Waldviertels unterwegs. Das mehrmalige stille Sitzen am Morgen und am Abend sind für uns unverzichtbar und macht uns still und empfänglich für alles, was in und um uns herum geschieht.


Das präsente und wache Gehen erfasst Körper und Geist in seiner gesamten Fülle und lässt belastende Gedanken und Konflikte zurücktreten. Wie der Schweiß die Poren reinigt, wird die Seele von überflüssigem Ballast befreit.


Das gleichmäßige Gehen in der Gruppe gleicht einem Tanz, der Körper und Geist gleichermaßen bewegt, harmonisiert und sie in einen ruhigen, wohltuenden Fluss bringt.


Auch Buddha soll ausgiebig die Gehmeditation praktiziert haben. Dabei können wir mit der Frage gehen: „WER geht?“


Und vielleicht erleben wir nach einer Weile, dass es da im Grunde genommen niemanden gibt, der geht. So werden wir eins mit allem, was ist und wir fühlen uns vollkommen frei.


Was bei diesem wachen und präsenten Gehen in uns als eine Ahnung oder Vision aufsteigen kann, beschreibt Zhuangzi wie folgt: „Wer es aber versteht, das innerste Wesen der Natur sich zu Eigen zu machen und sich treiben zu lassen von dem Wandel der Urkräfte, um dort zu wandern, wo es keine Grenzen gibt, der ist von keinem Außen mehr abhängig. So heißt es: der höchste Mensch ist frei vom Ich …“


Dieses Einswerden mit der Natur, mit den Bergen, mit dem Urgrund allen Seins, sind die großen Momente des Wanderns. In ihnen vergessen wir all unsere Sorgen, Verstrickungen und Lasten des Alltags. Unser Ego wird abgeworfen und das, was wir in unserer Tiefe sind, kann in jedem Augenblick strahlen und leuchten.


Wir kommen beim Wandern in unsere Mitte, die still und fest verwurzelt ist wie ein Berg. Wir kommen zu ihr im lebendigen Rhythmus unserer Schritte und Atemzüge, in der Wachheit intensiven Erlebens. Wandern ist innere Sammlung, ein zu sich und zu den Dingen kommen, ein von sich Absehn, ein Fortschreiten und gleichzeitig ein In-sich-Ruhen.


Diese Geborgenheit im „eignen Inneren“ ist nicht selbstbezogen, sondern schließt als eines unserer wichtigsten Bedürfnisse die Fürsorge und Zuwendung zu unseren Mitmenschen mit ein.


Wie viele von euch bin ich dankbar immer wieder von neuem aufzubrechen - das gilt sowohl für das Gehen als auch für das Zazen gleichermaßen.


Und so freue ich mich, mit euch am Samstag, den 3. September 2022 unser 15-jähriges Zendo Fest in Wien mit einem Zazenkai und mit einem Fest zu begehen.


Für alle, die neu oder nach längerer Zeit wieder mit dem Sitzen anfangen wollen, gibt es wieder einen Einführungskurs.


Am Schluss möchte ich mich von Herzen für all eure Großzügigkeit in Form von Spenden und Hilfen bedanken!


Mit herzlichen Grüßen

Christoph


Buchtipp:

Inge Fasan

10.000 Schritte in Wien - Zum Gehen verführt

im Zendo erhältlich (24 €)

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